Von Prof. Grzimek bis Horst Stern - Telezoo
Robert Lembke testete mit Foxerl "Struppi" die artgerechte
Tierhaltung im Fernsehstudio, Prof. Bernhard Grzimek entwickelte die Idee
fort: ab Oktober 1956 verwandelte er den Hessischen Rundfunk regelmäßig in
"Ein(en) Platz für Tiere". Auf dem Schirm erschien der Frankfurter Zoodirektor
bald nur noch an der Seite freundlicher Viecher: "Heute habe ich Ihnen einen
possierlichen kleinen Kerl mitgebracht...". Ansagerin Hilde Nocker hatte Mühe,
"ihren Zügen den gewerblichen Frohsinn aufzuprägen", wenn wieder mal eine
schwarz-gelb gefleckte Raubkatze ihre "perlonbestrumpften Waden umschnurrte."
(Spiegel 38/1960). Ein Wunder, daß die Tiere still hielten. Wahrscheinlich
wurden sie, wie Millionen Zuschauer, durch den näselnden Singsang Grzimeks
in Schach gehalten. Auf seinem Schreibtisch grunzten vietnamesische Zwergschweine
in die Kamera, lümmelten sich Leoparden vor dem Mikrofon, blinzelten Grünflügelaras
und Schimpansen in die Scheinwerfer. Krawattenähnlich band er sich gar eine
Schlange um den Hals. Im Tele-Zoo von Prof. Grzimek gaben sich im Laufe von
30 Jahren und 175 Folgen zahlreiche Tiere die Klinke in die Hand. Nur Loriot's
"Steinlaus, das kleinste Nagetier unserer Heimat" wurde ihm böswillig untergeschoben.
Der rührige Zooleiter drehte zwei Monate pro Jahr in Afrika. Dann freute er
sich darauf, "die freilebenden Brüder und Schwestern seiner Pfleglinge zu
sehen" (Spiegel 38/1960). Braungebrannt wie ein Flußpferd kehrte Grzimek als
König der Tiere auf den heimischen Schirm zurück. Ganze Familien von Okapis
oder Pinselschweinen hatte er zuvor überredet, mit ihm nach Frankfurt zu fliegen.
Offensichtlich hatte Grzimek sie mit einer Karriere im Deutschen Fernsehen
geködert. In den Savannen rund um Leopoldsville galt ein Auftritt beim Hessischen
Rundfunk bald als der letzte Schrei. Die gecharterte Sabena-Maschine glich
meist einer fliegenden Arche Noah.
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